Mitteilung

20 “Zürcher Persönlichkeiten” mussten sich vor laufender Kamera zu diesen drei Themen eine Minute lang äussern. Das Ergebnis ist auf Bildschirmen in der ausstellung der Sammlung Bührle im kunsthaus zürich zu sehen.

 

[1] Was ist Ihre Meinung zur Sammlung Emil Bührle?

 

Die Sammlung Bührle reflektiert den persönlichen Geschmack eines Kunstliebhabers. Sie enthält Kunstwerke von der Gothischen Holzplastik bis ins frühe 20. Jahrhundert zu Picasso und Modigliani. Zeitgenössische Kunst interessierte Bührle nicht. Herausragend sind die drei Portraits von Cezanne: "Das Selbstbildnis mit Palette", "Junge mit der roten Weste" und "Madame Cezanne im Lehnstuhl". Auch die Van Gogh Gruppe mit dem Sämann aus Arles erfüllen allerhöchste Ansprüche. Die impressionistischen Gemälde von Manet, Monet, Renoir, Toulouse-Lautrec, Degas sind auf höchstem Niveau. Bei den Alten Meistern sind die beiden Männerportraits von Franz Hals und Ingres hervorzuheben.

Bührle suchte den Kontakt zum Kunsthaus. Er war im Vorstand und Mitglied der Ankaufskommission. Er finanzierte Ankäufe von Kunstwerken und den immer noch sehr nützlichen Ausstellungsbau.

 

[2] Was erwarten Sie von einem Kunstmuseum wie dem Kunsthaus Zürich im Umgang mit der Sammlung Emil Bührle?

 

Das Kunsthaus ist eine Institution, in der Kunstwerke aus allen Jahrhunderten gezeigt werden. Es ist ein „Musée des Beaux-Arts“ – ein Museum der schönen Künste. Museen dieser Art finden wir weltweit. Die bedeutendsten sind in Washington, New York, London, Paris, Wien, Madrid, Florenz; Und viele mehr, deren Aufgabe es ist, den Besuchern die Kunstbetrachtung zu ermöglichen.

In allen diesen Häusern liessen sich Beispiele finden, wo die Herkunft der Objekte nicht über alle ethischen und moralischen Zweifel erhaben ist.

Für das Studium der Vergangenheit und zur Geschichte des Landes gibt es die sogenannten „Historischen Museen“. Es ist meiner Meinung nach falsch, die Kritik an einer Sammlerperson mit der Betrachtung der Kunstwerke seiner Sammlung zu vermischen und zu verkoppeln.

 

[3] Wie hat aus Ihrer Sicht die Schweiz im Kontext des Zweiten Weltkriegs (vor, während und nach) agiert und was sind die Folgen bis heute?

 

Die Zeit in der Schweiz um den zweiten Weltkrieg ist für uns heute unmöglich zu beurteilen. Tatsache ist, dass die Schweiz das Glück hatte, vom Krieg verschont zu bleiben. Deutschland war von 1933 bis 1945 eine Diktatur und besetzte nach 1940 die meisten Länder Europas. Die Folge ist bis heute die Deutsche Schuld ihres Verbrechens an den Juden, die nicht durch Restitution von Kunstwerken getilgt werden kann.

Wenn Deutschland heute im Wiederspruch zu den Washingtoner Prinzipien Bilder aus ihren Museen restituiert – wie die Füchse von Franz Mark – so ist das ein ausschliesslich deutsches Vorgehen. Die Schweiz sollte sich nicht von Deutschen Richtlinien bestimmen lassen.

Restituiert werden sollten nur „unter NS Herrschaft verfolgungsbedingt entzogene Kunstwerke“. Der Handel mit Kunst in freien demokratisch regierten Ländern - wie damals die Schweiz eines war - ist davon nicht betroffen. 

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